Rückblick auf die anerkannte Fortbildungsveranstaltung: PEFC-Onlineseminar „Bauen mit Holz – Wege zur nachhaltigen Architektur“

Das diesjährige PEFC-Webinar für Architektinnen und Architekten am 25. November 2025 beleuchtete das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln und gab den Teilnehmern wertvolle Informationen für die Praxis an die Hand.

Innenansicht des unterdessen rückgebauten Gebäudes Circl. Foto: © DERIX-Gruppe 

Stuttgart, 02.12.2025. Holz ist ein vielseitiger, nachhaltiger sowie klima- und umweltfreundlicher Werk- und Baustoff. Diese Vorteile gegenüber anderen Materialien stellten die Referenten des PEFC-Webinars eindrucksvoll anhand von Praxisbeispielen heraus. Zahlreiche Fragen aus dem Teilnehmerkreis gestalteten das Webinar zu einem intensiven Fachaustausch.

Das PEFC-System und nachhaltiges Bauen
Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland, eröffnete den Vortragsteil mit einer kurzen Darstellung von PEFC Deutschland mit Aufbau der Organisation sowie den zahlreichen Aufgaben und Zielen. Dabei stellte er die drei Themenblöcke Nachhaltigkeit und Waldzertifizierung, Chain-of-Custody-Zertifizierung sowie PEFC-zertifizierte Vorzeigeunternehmen heraus. Teegelbekkers wies darauf hin, dass bei Bauaufträgen immer häufiger ein Zertifikat für die eingesetzten Holzmaterialien vorausgesetzt wird. „Auch beim Bauen auf PEFC-Holz achten!“, lautete sein Resümee.

The Mass Timber Revolution – Latest innovations and developments
Pablo van der Lugt, Dozent an der TU Delft und Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Holzbau stellte Projekte in den Niederlanden vor, darunter das 55 Meter hohe Holzwohnhaus SAWA in Rotterdam. SAWA ist das erste zirkuläre Hochhaus aus Holz in Europa. Es wurde im November feierlich eröffnet und gleich mit dem Nationalen Holzbau-Preis 2025 (Nationale Houtbouwprijs) ausgezeichnet. Auch im Hinblick auf die Bauzeit überzeugt SAWA: der 16-Geschosser entstand innerhalb von 25 Wochen. 

In den Niederlanden werde das Bauen mit Holz konsequent vorangetrieben, berichtete van der Lugt: 2022 betrug der Holzbauten-Anteil noch vier Prozent, im Folgejahr waren es bereits acht Prozent. Es werde insgesamt viel in den Wohnungsbau aus Holz investiert. Die Metropolregion Amsterdam beispielsweise habe sich zum Ziel gesetzt, den Anteil an Holzbauten in den nächsten Jahren auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. 

Van der Lugt räumte mit dem am weitesten verbreiteten Vorurteil hinsichtlich des Bauens mit Holz auf: Aus seiner Sicht gebe es genügend Rohstoffe aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Europa. Die Gefahr, dass durch die Zunahme von Holzbauten die Wälder verschwinden, bestehe nicht. Eindrucksvoll rechnete er vor, dass die verbaute Holzmenge von rund 3.300 m3 des SAWA in Rotterdam in rund 22 Minuten nachgewachsen sei. 

Außenansicht des Erweiterungsbaus Circl in Amsterdam. Foto: © DERIX-Gruppe 

Circular Economy im Bauwesen – von der Baustelle zur Rückbaustelle
Markus Steppler, Geschäftsführer der PEFC-zertifizierten W. u. J. DERIX GmbH & Co., führte die Vortragsreihe fort. Anhand des Bürogebäudes Circl in Amsterdam illustrierte Steppler, wie Kreislaufwirtschaft im zirkulären Bauen mit Holz in der Realität aussieht. Beim Bau des Circl unterschrieb DERIX eine Rücknahmeverpflichtung, die festhält, dass die Baufirma im Fall des Rückbaus die Materialien zurücknimmt. Früher als gedacht, so Steppler, kam es bereits nach sieben Jahren, 2025, tatsächlich zum Rückbau des Gebäudes. Aus der ehemaligen Baustelle wurde eine Rückbaustelle. Daraus entwickelt sich in der Folge ein neues Geschäftsfeld: der Verkauf von rückgebautem Material für andere Bauprojekte. Das Interesse an dem Material, das DERIX zum Verkauf anbot, sei so groß gewesen, so Steppler, dass der Bauherr sich kurzerhand entschloss, den Wiederverkauf doch selbst vorzunehmen.

Im Fall des Circl wird das Holz voraussichtlich wieder regional verbaut, wusste Pablo van der Lugt zu berichten. Auf diese Weise entfallen lange Transportwege und die CO2-Belastung bleibt weiter gering.

Demontage des Gebäudes Circl. Foto: © DERIX-Gruppe 

Förderung im Sinne der Holzbauinitiative
René Görnhardt, Referent Fach- und Verbraucherinformation der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), gab einen Überblick der Arbeit der FNR sowie deren Fördermöglichkeiten. Görnhardt berichtete, dass der Holzbau in Deutschland in den letzten Jahren eine erfreuliche Dynamik erlebe. Der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern in Holzbauweise nehme inzwischen mehr als 20 Prozent aller Neubauten ein. Er stellte den Bundeswettbewerb HolzbauPlus 2025/26 vor, der vom Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) mit einem Preisgeld von 50.000 Euro ausgelobt wird.

Holz im Bauwesen und der Klimaschutz
Der Beitrag von Prof. Alexander Rudolphi, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), bildete den Schlusspunkt der Fachveranstaltung. Die DGNB bewerte den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, nicht nur einen Teilbereich. Aus Sicht der Ökobilanz insgesamt, so Prof. Rudolphi, müsse er leider ein wenig „Wasser in den Wein“ der Vorredner gießen. Holz sei nicht per se der klimafreundlichste Baustoff. Es müsse im Einzelfall gut überlegt werden, welche Baumaterialien für den jeweiligen Standort eine gute Wahl seien. Beton werde hinsichtlich der Ökobilanz derzeit auch „immer besser“, gab Rudolphi zu bedenken. Daher liefe es oftmals auf Hybridlösungen hinaus. Zusammenfassend hielt Prof. Rudolphi Optimierungsprozesse während der Planung mit den Zielen der CO2-Reduzierung sowie Rohstoffeinsparung – auch für Holz und Holzprodukte – für erforderlich.

Beispielhafte Bauten mit PEFC-zertifiziertem Holz finden sich hier: www.pefc.de/holzbau

Von der Montage zur Demontage: Interessierte können den Rückbau des Circl in Amsterdam in einem Film verfolgen: https://derix.de/services-ingenieurholzbau/videos-ingenieurholzbau/

Weitere Informationen zum Thema Holzbau und nachhaltige Beschaffung

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