Rückblick: Sechstes PEFC-Seminar „Zu viel Wild im Wald?“

Große Herausforderungen für die kommenden Jahre

Wiesbaden, 16.10.2023. Wald und Wild gehören untrennbar zusammen, sorgen aber auch für Konfliktpotential in der Forstwirtschaft. Wer hochwertiges Holz nutzen und auf eine baumartenreiche Naturverjüngung setzen will, braucht ein gut funktionierendes Wildbestandsmanagement, um bestehende Zielkonflikte aufzulösen.

In den PEFC-Audits in Hessen werden immer wieder Abweichungen vom Standard unter Punkt 4.11 „Angepasste Wildbestände“ festgestellt, die in schweren Fällen zum Entzug der PEFC-Teilnehmerurkunde führen können.

Downloads zu den Vorträgen hier

Deshalb befasst sich die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe Hessen e.V. bereits seit sechs Jahren intensiv mit dem PEFC-Standard-Punkt 4.11, welcher „angepasste Wildbestände“ als Grundvoraussetzung für eine naturnahe Waldbewirtschaftung im Interesse der biologischen Vielfalt fordert. Die Lage hinsichtlich der vorgefundenen Schäl- und Verbissschäden im Wald ist nach wie vor äußerst angespannt. Fragen zu den Ursachen der hohen Waldbelastung durch Wild in den besuchten Forstbetrieben, zur Wildbestandsregulierung oder zur Gestaltung von Jagdpachtverträgen geben regelmäßig Anlass zu intensiven Diskussionen.

Große Kahlflächen sind leider kein seltener Anblick. Die Wiederbewaldung ist zum Teil eine echte Herausforderung.

Aufgrund der dramatisch verlaufenden Folgen des Klimawandels, die sich in den Wäldern durch Dürre, tiefe Bodentrockenheit, Sturmereignisse und immensen Borkenkäferbefall auswirkt, erhält das Thema eine besondere und sehr aktuelle Brisanz. Der Wald hat sich sehr stark verändert. Es sind zum Teil riesige Kahlflächen entstanden, auf denen jetzt neuer Wald heranwachsen muss. Dieser Wald sollte möglichst aus mehreren Baumarten bestehen, damit er dem Klimawandel standhält. Niemand kann (aus wirtschaftlichen und technischen Gründen) und will (die Wälder dürfen und sollen zur Erholung aufgesucht werden) diese vielen und großen Flächen durch Zäune and andere Maßnahmen vor Wildverbiss schützen. Da Rehe und Hirsche die Knospen und Triebe junger Bäume abbeißen und seltenere Mischbaumarten auf diese Weise innerhalb weniger Jahre verloren gehen können, müssen jetzt vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.

Am 16.10.2023 bot die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe Hessen e.V. erneut ihre Schulung zur „Wald-Wild-Thematik“ an. Das ausgebuchte Seminar fand dieses Mal in Wiesbaden Naurod statt. Für die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer boten die vier Fachvorträge („Was können Waldbesitzer in einer Jagdgenossenschaft konkret tun, um Einfluss auf die Wildbestandsregulierung zu nehmen?“, „Wichtige Rechtsgrundlagen - gute Jagdpachtverträge und die Durchsetzung von Wildschadensansprüchen“, „Die Gemeinde hat es selbst in der Hand - Ein neuer Weg zu angepassten Wildbeständen im Gemeindewald“, Verschiedene Abschussplanmodelle auf der Ebene einer Hegegemeinschaft“) Anlass zu Diskussionen über Lebensraumverbesserungen, Wildruhezonen, Bejagungsstrategien sowie interessante Informationen und praktische Hilfestellungen. Im Fokus standen dieses Mal die Vorstände und die Eigentümerinnen und Eigentümer von Gemeinschaftswäldern, die ihre Interessen bei der Nutzung oder Verpachtung von Eigenjagdbezirken oder über eine Mitgliedschaft in den Jagdgenossenschaften wahren wollen.

Für die Fortführung dieses bewährten Formates sprechen, neben der Dringlichkeit des Themas, auch die große Nachfrage nach verlässlichen Informationen, „Best-Practice-Beispielen“ sowie einem regelmäßigen Fach-Austausch. Die Herausforderungen für alle Verantwortlichen sind enorm. Die Referenten zeigten auf, dass nur durch das gegenseitige Gespräch und das gemeinsame Handeln eine Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit gelingen kann. Für die Umsetzung der forstlich gesetzten Ziele ist die Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern einerseits und den Jägerinnen und Jäger andererseits unerlässlich.

Cornelia Pauls Sie haben eine Frage?
Sie haben eine Frage?
Cornelia Pauls
Cornelia Pauls
Regionalmanagerin Hessen