Versteckt im Sommer, sichtbar im Herbst: das Müllproblem im Wald
Reifen, Plastikflaschen, Elektroschrott: Was sich im Sommer verstecken ließ, wird mit dem Laubfall nun offensichtlich – und schockiert Naturfreunde
Stuttgart, 13.11.2025: Die gesunde Luft und der Erholungsfaktor locken das ganze Jahr über viele Besucherinnen und Besucher in den Wald. Doch mit dem fallenden Laub bietet sich ihnen im Winterhalbjahr der eine oder andere schockierende Anblick. Von Autoreifen über Bauschutt bis zu alten Möbeln: Was grüne Sträucher im Sommer verdeckt haben, wird nun sichtbar. „Das muss wirklich nicht sein. Letztlich leiden alle unter dem Anblick von Müll im Wald. Es gibt ausreichend Entsorgungsangebote wie Wertstoffhöfe“, sagt Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland e.V. „Müllentsorgung im Wald ist nicht ohne Grund strafbar: Viele Abfälle setzen Giftstoffe frei, die in Boden und Pflanzen eindringen, das Grundwasser verunreinigen und dadurch nicht nur die Gesundheit der Waldbewohner gefährden, sondern auch dem Menschen schaden. Müll ist letztlich wie ein Krankheitserreger für das gesamte Ökosystem Wald – wohlbemerkt unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels“, führt der Diplom-Forstwirt aus.
Müll im Wald: Ein Ärgernis, das sich verhindern lässt
Vom Gesetzgeber ist deshalb klar geregelt: Wer Abfälle vorsätzlich oder fahrlässig illegal entsorgt oder als Eigentümer ermittelt wird, begeht nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) eine Ordnungswidrigkeit und kann mit Geldbußen von bis zu 50.000 Euro belangt werden. Dieser Ärger ist vermeidbar. Darüber hinaus ist der Schutz des Waldes nicht allein Aufgabe von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Teegelbekkers appelliert auch an die Mithilfe der Bevölkerung: „Waldbesitzende und Forstleute kümmern sich intensiv darum, den Wald samt all seiner Funktionen im Klimawandel zu bewahren – eine nachhaltige, PEFC-zertifizierte Waldbewirtschaftung ist mit Einsatz und Leidenschaft verbunden. Das geht nur, wenn die Waldbesitzenden nicht durch die Müllentsorgung zeitlich und finanziell belastet werden.“ Auch kleine Aktionen können Großes bewirken, beispielsweise sich über Tipps zur Müllvermeidung informieren, an gemeinschaftlichen Sammelaktionen teilnehmen oder illegalen Müll dem Forstamt oder Eigentümer melden.
Giftstoffe dringen in die Natur und schaden allen Lebewesen
PEFC widmet sich im Bündnis mit ca. 290.000 Waldeigentümern, die ihren Wald gemäß des PEFC-Waldstandards nachhaltig bewirtschaften, der Aufklärungsarbeit. Die Menschen sollen wissen, was Müll im Wald anrichten kann. Große Gefahren gehen von Bauschutt, Batterien, Elektrogeräten und lackiertem Altholz aus. Sie enthalten chemische Giftstoffe wie Asbest, Blei, Öl oder Kühlmittel, die in den Waldboden gelangen können. Gleiches gilt für Zigarettenstummel: Sie können mehrere Tausend unterschiedliche Chemikalien und Schadstoffe freisetzen.
Dr. Wolfgang Kornder, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Deutschland (ÖJV), der PEFC in seiner Arbeit unterstützt, weist auf dieses unterschätzte Problem hin: „Bisher viel zu wenig bekannt ist, dass Giftstoffe wie Nicotin aus den Zigarettenfilter z.B. bei Regen ausgewaschen werden und nachweislich massive Schäden bei Tieren und Pflanzen hervorrufen.“ Und wer weiß schon, dass es bis zu 450 Jahre dauert, bis eine Plastikflasche vollständig abgebaut ist und zur Mikroplastik-Problematik beiträgt? Oder dass Gartenabfälle Samen gebietsfremder Pflanzenarten (sogenannte Neophyten) einschleppen, die heimische Pflanzen verdrängen können?

