Weitere Fragen und Antworten zur Einstufung von Holz aus Russland sowie Weißrussland / Belarus als "Konfliktholz"

PEFC beantwortet Fragen zum Zeitpunkt, Scope und stellt weitere Detailinformationen bereit

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass PEFC International ebenfalls eine FAQ-Liste zu dieser Thematik unter www.pefc.org/conflict-timber-faq publiziert hat und diese Liste kontinuierlich aktualisiert wird.

Ihre Frage ist hier noch nicht beantwortet? Gerne können Sie diese an [email protected] oder – alternativ auf Englisch – direkt an eine eigens von PEFC International eingerichtete E-Mail-Adresse richten: [email protected]

UPDATE vom 12.12.2022:

Die Einstufung von Holz aus Russland und Weißrussland/Belarus als „Konfliktholz“ wurde durch PEFC International auf unbestimmte Zeit verlängert. Der Vorstand von PEFC-International wird die Gültigkeit der Erklärung regelmäßig überprüfen. Weitere Informationen dazu unter www.pefc.org/news/russia-and-belarus-conflict-timber-clarification-extended-indefinitely

1. Fragen zur konkreten Umsetzung

1.1
Ab wann tritt die Klarstellung in Kraft?

Die Klarstellung gilt ab dem Datum und der Uhrzeit der Abstimmung über die Resolution A/ES-11/L.1 (2. März 2022) während der 11. Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung "Aggression gegen die Ukraine" am 2. März 2022, 11:55 Uhr.

1.2
Gilt die Klarstellung nur für Holz, das aus PEFC-zertifizierten Wäldern in Russland und Belarus stammt? Was ist mit Holz aus nicht zertifizierten Wäldern oder Holz, das nach anderen Forstzertifizierungssystemen zertifiziert ist?

Die Klarstellung gilt für sämtliches Holz aus Russland und Belarus und damit für

  • PEFC-zertifizierte Wälder,
  • Wälder, die nach anderen Zertifizierungssystemen zertifiziert sind und
  • nicht zertifizierte Wälder.

1.3
Gilt die Einstufung als „Konfliktholz“ nur für Holz oder auch für andere waldbasierte Produkte?

Die Kategorisierung gilt für alle forstwirtschaftlich erzeugten und „baumbasierten“ Materialien und Produkte, selbstverständlich auch Zellstoff und Papier. Der Einfachheit halber wird in dieser FAQ-Liste von „Holz“ gesprochen, was jedoch als „forstwirtschaftlich erzeugte“ und „baumbasierte“ Materialien zu verstehen ist.

1.4
Wie setzen die Unternehmen die Klarstellung in der Praxis um?

Material, welches ursprünglich aus Russland und Weißrussland / Belarus stammt, für das nach dem 2. März 2022, 11:55 Uhr das PEFC-DDS („Due Diligence System“, System der Sorgfaltspflicht) durchgeführt wurde, gilt als „Konfliktholz“ und stammt somit aus „umstrittenen Quellen“. Es kann somit weder als „PEFC-zertifiziert“ noch als „PEFC-kontrollierte Quellen“ in der PEFC-Chain-of-Custody verwendet werden.

1.5
Wie ist mit Holz zu verfahren, das vor dem 2. März 2022 aus Russland und Weißrussland / Belarus beschafft wurde?

Material, welches aus Russland und Weißrussland / Belarus stammt, für das vor dem 2. März 2022 11:55 das PEFC-DDS angewendet wurde und welches in diesem Zusammenhang als vernachlässigbares Risiko eingestuft wurde, kann verwendet und in Verkehr gebracht werden.

Folgende Beispiele können dies näher erläutern:

Holz aus Russland oder Weißrussland / Belarus, für das vor dem Stichtag das DDS durchgeführt wurde und das nach dem Stichtag vom Wald zu einem Sägewerk transportiert wird, kann mit einer PEFC-Deklaration verwendet werden.

Holz aus Russland oder Weißrussland / Belarus, das sich bereits im Lager befindet, auch für solches außerhalb der beiden genannten Länder, für das aber noch kein DDS angewendet wurde, gilt als „Konfliktholz“ und kann nicht verwendet werden.

1.6
Gelten alle Lieferungen, die vor dem 2. März 2022 eingehen, automatisch als KEIN Konfliktholz?

Nein, siehe auch Frage 1.4. Nur solche Lieferungen, für die vor dem 2. März 2022 das DDS angewandt wurde und die als ein vernachlässigbares Risiko eingestuft wurden, gelten als "kein Konfliktholz".

1.7
Können bereits produzierte und PEFC-zertifizierte Produkte noch verkauft werden?

Gemäß den Anforderungen des PEFC-CoC-Standards müssen Unternehmen vor der Kennzeichnung eines Produkts eine Due-Diligence-Prüfung durchführen, um sicherzustellen, dass das im gekennzeichneten Produkt enthaltene Material nicht aus umstrittenen Quellen stammt. Mit dem PEFC-Siegel gelabelte Produkte, bei denen die Sorgfaltsprüfung vor dem 2. März 2022 durchgeführt wurde und die zu einem vernachlässigbaren Risiko führte, können weiterhin verkauft werden.

1.8
Gilt Holz aus der Ukraine als "Konfliktholz"?

Auf der Grundlage der Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Aggression gegen die Ukraine wird Holz aus Gebieten, die von der gewählten ukrainischen Regierung kontrolliert werden, von dieser PEFC-Klarstellung nicht erfasst. Holz aus Gebieten, die von der gewählten ukrainischen Regierung kontrolliert werden, für das ein PEFC-DDS angewandt wurde, welches zu einem vernachlässigbaren Risiko führte, kann verwendet und auf den Markt gebracht werden.

Holz aus den besetzten ukrainischen Gebieten wird als "Konfliktholz" betrachtet.

1.9
Gilt die Klarstellung sowohl für PEFC-zertifiziertes Material als auch für „PEFC kontrollierte Quellen“?

Die Klarstellung gilt für jegliches Material, das in eine PEFC-Chain-of-Custody gelangt, und schließt daher sowohl PEFC-zertifiziertes Material als auch die sog. kontrollierten Quellen ein.

1.10
Gilt die Klarstellung auch für Recycling-Material, das aus Russland bzw. Weißrussland/Belarus erworben wurde?

Recycling-Material gilt durch die Tatsache, dass es sich um recyceltes Material handelt, nicht als Material, welches aus russischen bzw. weißrussischen/belarussischen Wäldern stammt und ist daher von der Klarstellung nicht betroffen.

1.11
Ist es möglich, ein PEFC-Mengenguthaben, das durch Material aus Wäldern in Russland oder Weißrussland angesammelt wurde, für die Herstellung neuer PEFC-Produkte zu verwenden, wenn das DDS vor dem 2. März 2022 durchgeführt wurde?

Ja. Ein PEFC-Mengenguthaben aus Material, für das ein PEFC-DDS vor dem 2. März 2022 angewendet wurde und bei dem das DDS zu einem vernachlässigbaren Risiko führte, können weiterhin genutzt werden.

1.12
Gilt die Klarstellung sowohl für Unternehmen, die nach dem „neuen“ PEFC-Chain-of-Custody-Standard ST 2002:2020 als auch für jene, die nach dem „alten“ PEFC-Chain-of-Custody-Standard ST 2002:2013 zertifiziert sind?

Ja, die Klarstellung gilt für Unternehmen, die sowohl nach dem PEFC-Chain-of-Custody-Standard ST 2002:2020 als auch nach dem PEFC-Chain-of-Custody-Standard ST 2002:2013 zertifiziert sind.

1.13
Konkretes Praxisbeispiel: Unternehmen A kauft Material, das aus einem russischen/weißrussischen Wald stammt, und führt am 1. März das DDS durch. Es verkauft das Material an Unternehmen B, das das DDS am 5. April durchführt. Was bedeutet die Klarstellung von PEFC in diesem Szenario?

Wenn Unternehmen A das DDS vor dem 2. März 2022 durchgeführt hat und das Holz als vernachlässigbares Risiko eingestuft hat, ist dieses Holz nicht von dieser Klarstellung betroffen (es handelt sich also nicht um Konfliktholz).

Obwohl Unternehmen B das DDS erst nach dem 2. März 2022 durchführt, gilt diese Klarstellung nicht für Unternehmen B, wenn die erste Durchführung des DDS zu diesem Material durch Unternehmen A vor dem 2. März 2022 erfolgte und zu einem vernachlässigbaren Risiko führte.

2.1
Wie positioniert sich PEFC zum Angriff Russlands auf die Ukraine?

Sämtliches Holz aus Russland und Weißrussland wird als „Konfliktholz“ eingestuft und kann daher nicht in PEFC-zertifizierten Produkten verwendet werden. Dies gilt auch für alle Hölzer, die aus den besetzten ukrainischen Gebieten stammen. PEFC International beobachtet die Situation weiterhin und wird bei Bedarf zusätzliche Maßnahmen in Erwägung ziehen.

2.2
Aus welchem Grund gab es diese Klarstellung von PEFC International zu Holz aus Russland und Weißrussland?

Die Klarstellung, dass Holz aus Russland und Weißrussland als „Konfliktholz“ zu kategorisieren ist, basiert auf der Resolution A/ES-11/L.1 (vom 2. März 2022) der UN-Generalversammlung „Aggression gegen die Ukraine“ während der elften Sondersitzung. Sie dient dazu, die Integrität der PEFC-Produktkettenzertifizierung zu gewährleisten
Die Resolution geht auf Bitten von Stakeholdern zurück, die PEFC International um eine Klarstellung für den Markt gebeten haben, und wurde in enger Abstimmung mit den PEFC-Mitgliedern erarbeitet.

2.3
Wie definiert PEFC „Konfliktholz“?

PEFC definiert „Konfliktholz“ in seinem Regelwerk PEFC ST 2002 als „Holz, das an irgendeinem Punkt der Lieferkette von bewaffneten Gruppen, seien es Rebellengruppen oder reguläre Soldaten, oder von einer in einen bewaffneten Konflikt verwickelten zivilen Verwaltung oder deren Vertretern gehandelt wurde, um entweder den Konflikt aufrechtzuerhalten oder aus Konfliktsituationen persönlichen Nutzen zu ziehen. (...) Holz aus Konflikten ist nicht unbedingt illegal.“ Die Ausbeutung  von Holz selbst kann eine direkte Ursache für einen Konflikt sein.

2.4
Wie wird PEFC zukünftige Resolutionen der UN-Generalversammlung berücksichtigen?

PEFC wird auch in Zukunft konsistente Klarstellungen publizieren, die auf Resolutionen, die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Dringlichkeitssitzungen verabschiedet werden, zurückgehen.

2.5
Wie unterstützt PEFC die betroffenen PEFC-Kolleginnen und -Kollegen in der Ukraine?

Hierzu publizierte PEFC International folgendes Statement: „Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen von PEFC Ukraine und wir sind froh, dass diese im Moment in Sicherheit sind. Wir haben ihnen jegliche Unterstützung und Hilfe angeboten, die sie in dieser beispiellosen Situation benötigen.“

3. Hintergrund: Fragen zu PEFC-zertifizierten Waldflächen und Unternehmen in Russland und Weißrussland

3.1
Wie groß ist die PEFC-zertifizierte Waldfläche in Russland und Weißrussland?

In Russland sind 31.976.108 Hektar Wald, in Weißrussland / Belarus sind derzeit 9.022.400 Hektar Wald PEFC-zertifiziert. Dies entspricht 12,5 % der gesamten globalen PEFC-zertifizierten Fläche von 328.464.110 Hektar (Stand: 31. Dezember 2021).

3.2
Wie viele PEFC-zertifizierte Unternehmen der Chain-of-Custody gibt es in Russland und Weißrussland / Belarus?

In Russland halten derzeit 104 Unternehmen, in Weißrussland / Belarus 110 Unternehmen ein PEFC-Chain-of-Custody-Zertifikat. Dies entspricht 1,7 % aller 12.671 PEFC-CoC-zertifizierten Unternehmen weltweit.

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Catrin Fetz
Catrin Fetz
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit