Waldhelden in Niedersachsen: Ein Auftrag für Generationen

PEFC-Waldhelden aus Niedersachsen: Großvater Hans-Peter Luhn und Enkel Jannes Bethge

Jannes Bethge kann es kaum erwarten: Bereits von Kleinkindesbeinen an stromert er mit seinem älteren Bruder begeistert durch den Wald seines Großvaters Hans-Peter Luhn in der Lüneburger Heide. Doch während der ältere Jakob mit seinen 16 Jahren gerade frisch seinen Jagdschein erworben hat und damit ganz offiziell zur Hege und Pflege des großväterlichen Waldes beitragen kann, muss sich der 13-jährige Jannes noch drei Jahre gedulden. Dann darf auch er das offizielle „grüne Abitur“, wie der Jagdschein auch genannt wird, absolvieren. Und das, obwohl er bereits heute jeden praktischen Handgriff, der zum Erwerb der Jagdlizenz nötig wäre, genau wie das theoretische Wissen rund um Wald und Wild, im Schlaf herunterspulen könnte.

Über die Jagd weiß Jannes bereits alles – allein, er muss noch drei Jahre älter werden, bis er selbst aktiv mithelfen kann. So oft er kann, begleitet er in der Zwischenzeit Großvater Hans-Peter Luhn zur Jagd.

Kein Wunder, schließlich zieht sich die Waldbegeisterung und damit auch das Interesse an der Jagd durch die ganze Familie: Großvater Hans-Peter Luhn wird beim „Ansitzen“ auf dem Hochsitz gerne auch von seiner Frau begleitet, die beiden Töchter verfügen ebenfalls über einen Jagdschein und mit den beiden Enkeln Jannes und Jakob steht die nächste Generation, die sich aktiv um den Wald kümmern möchte, bereits in den Startlöchern.

Haben viel Spaß beim Fachsimpeln über die Zukunft des eigenen Waldes: Großvater Hans-Peter Luhn und Enkel Jannes Bethge.

Doch die Jagd macht nur einen kleinen Teil der vielen, vielen Aufgaben der Familie aus, wenn es darum geht, nachhaltig im eigenen Wald zu arbeiten. „Nachhaltigkeit heißt für mich in erster Linie, dass ich meinen Enkeln einen möglichst gut gepflegten Wald übergeben möchte. Sie sollen noch lange Spaß daran haben – im Idealfall regelmäßig gutes, wertvolles Holz daraus entnehmen und ihre eigenen Ideen beim Waldbau und der Weiterentwicklung verwirklichen können“, so Hans-Peter Luhn. Diesbezüglich hat der 13-jährige Jannes schon ganz genaue Vorstellungen: „Ich möchte den Wald zwar gut für die Bewirtschaftung aufbauen, aber ich möchte auch, dass sich in unserem Wald wieder mehr Niederwild, also zum Beispiel Hasen oder Fasane, ansiedelt.“

Seine Freizeit verbringt Jannes im großväterlichen Wald allerdings nicht nur mit den Gedanken an die Jagd. Ein beeindruckendes Kastell hat er mit seinen gleichaltrigen Freunden aus Bauholzresten und Fundstücken aus dem Wald gebaut. „Nächsten Sommer wollen wir hier im Kastell auch übernachten“ – er freut sich sichtlich auf dieses Waldabenteuer.

Mit Schweiß, Herzblut und der Hilfe seiner Freunde selbst gebaut: Das Kastell von Jannes im großväterlichen Wald.

Abenteuerlich geht es auch an anderen Stellen im Luhnschen Wald zu - allerdings nicht ganz so, wie Großvater und Enkel sich das wünschen würden. An einigen Stellen sind noch deutlich die Überreste vergangener Sturmschäden sichtbar. An einem abgebrochenen Baumstamm, einem Opfer des letzten Herbststurms, fachsimpeln Großvater und Enkel darüber, wie der Wald noch stabiler aufgebaut werden könnte, um den Herausforderungen des Klimawandels zu trotzen. Denn Stürme oder andere „Kalamitäten“, wie Waldbesitzer jene Ereignisse nennen, bei denen der Wald großflächig zu Schaden kommt, werden sich häufen, wenn sich das Klima weiter ändert.

Beraten über die Folgen der letzten Stürme für den eigenen Wald: Hans-Peter Luhn und Enkel Jannes

„Wir haben hier immer wieder Anstrengungen unternommen, den Wald so umzubauen, dass er gegen Sturmereignisse besser geschützt ist. Wir haben es mit verschiedenen Baumarten versucht. Es ist nicht immer leicht, frohgemut zu bleiben, wenn die Bemühungen erst einmal wieder umgeweht werden und man an manchen Stellen wieder von vorne anfangen muss“, resümiert Hans-Peter Luhn. Auf keinen Fall sei das für ihn ein Dämpfer in seiner Waldleidenschaft, sagt er. Allerdings würde er sich schon wünschen, dass bei den vielen Mühen und auch den finanziellen Ressourcen, die er in den Wald und dessen Entwicklung investiert, am Ende des Tages auch ein paar Euro für ihn als Waldbesitzer herauskommen würden.

In die Zukunft schauen können Hans-Peter Luhn und Enkel Jannes Bethge nicht. Aber genaue Vorstellungen, wie und wohin sich der eigene Wald entwickeln soll, haben Sie bereits. Mit gemischten Gefühlen betrachten sie die Herausforderungen, die der Klimawandel auf die eigene Waldbewirtschaftung haben wird. Aber gerüstet fühlen sie sich.

Glücklicherweise sind er und seine Familie bei der Bewirtschaftung des Waldes, und damit den vielen unterschiedlichen Aufgaben, die dabei anfallen, nicht allein. Er ist Mitglied in der „Waldmärkerschaft“, eine Vereinigung vieler privater Waldbesitzer, die sich bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder gegenseitig unterstützen. In dieser engagierte sich Hans-Peter Luhn auch 27 Jahre aktiv als Vorstandsmitglied für die Anliegen der Privatwaldbesitzer. Regelmäßig hat er den Förster der Waldmärker zu Gast, der sich zum Beispiel um die Durchforstung, den Abtransport der geernteten Baumstämme oder die Auszeichnung von sogenannten „Biotopbäumen“ kümmert. Letztere werden auch als „Totholz“ bezeichnet und stellen einen wichtigen Lebensraum für eine Reihe von Tieren dar, die auf das absterbende Holz angewiesen sind, z.B. Spechte, Fledermäuse, Hirschkäfer und viele Weitere. Diese speziellen Bäume dürfen nicht abgeholzt werden – dies stellt auch eine zentrale Forderung des PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung dar, nach dem der Wald von Hans-Peter Luhn zertifiziert ist. Hans-Peter Luhn weist damit nach, dass er seinen Wald ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschaftet.

Wertvolle Bäume, genannt „Biotopholzbäume“ oder „Totholz“, dürfen im Luhnschen Wald alt werden und verfallen. Sie bilden den Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren wie Spechte, Fledermäuse und Käfer, die darauf angewiesen sind. Die PEFC-Biotopbaumplakette zeigt den Waldbesuchern die Bedeutung dieser Bäume auf.

„Ich war auch einer der ersten hier, der das PEFC-Schild an meinem Waldeingang aufgehängt hat, zusammen mit dem Schild der Waldmärkerschaft. Meine Waldbesucher sollen wissen, dass das nicht einfach nur ein Stück Wald ist, das zufällig in der Gegend herumsteht. Sondern dass hinter diesem Wald Leute stehen, die sich viel Mühe geben, dass der Wald so schön aussieht und zum Spazierengehen einlädt, gleichzeitig aber auch das Holz für die vielen Produkte liefert, die wir alle nutzen. Außerdem ist mir der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen auf unserer Erde eine echte Herzensangelegenheit.“ Sieht man Großvater Hans-Peter Luhn so angeregt mit Enkel Jannes über die Zukunft des eigenen Waldes fachsimpeln, weiß man, dass das wohl kaum leere Worte sind. Und dass dieser Wald ein Werk von Generationen für Generationen ist.

Am Waldeingang werden Waldbesucher von zwei Schildern begrüßt, die Hans-Peter Luhn angebracht hat. Sie zeigen an, dass sich der Waldeigentümer um all die vielen Dinge kümmert, die Erholungssuchende am Wald so lieben: Gepflegte Waldwege, durchmischte Baumarten und – dafür steht das PEFC-Schild – eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Hans-Peter Luhn: Ist dem Wald Zeit seines Lebens verbunden, aber Waldbesitzer wurde er „erst“ in den 1970er Jahren. Wann immer er kann, verbringt er dort gerne seine Zeit, etwa auf dem Hochsitz beim Warten auf Rehwild, Wildschwein und Co. Er freut sich, dass seine beiden Enkel dem eigenen Wald so großes Interesse entgegen bringen.
Jannes Bethge im großväterlichen Wald: Sicherlich nicht jeder 13-jährige kennt sich so gut im Wald und allem, was damit zusammenhängt, aus. Und nicht jeder macht bereits in diesem Alter Zukunftspläne, was aus dem eigenen Wald einmal werden soll.